Einblicke in die Psychotherapie - eine Patientin berichtet

Wie ging es Ihnen, bevor Sie sich für eine Therapie entschieden haben?

Zu der Zeit vor Beginn der Therapie war mein generelles Anspannungslevel recht hoch, und mein Stressniveau blieb durchgehend auf einem intensiven Level. Viele Verhaltensweisen, von denen ich jetzt erkannt habe, dass sie problematisch oder nicht besonders gesund sind, erschienen mir damals als normal. Sie waren für mich alltäglich, und ich war mir nicht bewusst, dass sie mir möglicherweise schaden könnten oder dass sie nicht bei jedem genauso ausgeprägt sind.

Wann haben Sie bemerkt, dass etwas nicht in Ordnung ist? Gab es bestimmte Ereignisse oder Gefühle, die Sie darauf aufmerksam gemacht haben?

Ich arbeite beruflich als Erzieherin und habe zusätzlich eine Weiterqualifikation im Bereich Heilpädagogik absolviert. In dieser Fortbildung behandelten wir Themen wie Traumata, Panikattacken und Ängste. Dabei fiel mir auf, dass mir vieles sehr vertraut vorkam, fast schon alltäglich. Das war der Moment, in dem ich dachte "Hoppla, das kommt mir alles sehr bekannt vor". Es wurde mir bewusst, dass es vielleicht an der Zeit wäre, genauer hinzuschauen oder mit jemandem darüber zu sprechen. Daher suchte ich schließlich meinen Hausarzt auf, um darüber zu sprechen.

Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie erkannten, dass Sie professionelle Hilfe benötigen könnten?

Es war ziemlich ernüchternd. Ich fühlte mich ziemlich niedergeschlagen, fast so, als hätte ich persönlich versagt, als ob ich es alleine nicht geschafft hätte. Es war, als ob ein Kartenhaus plötzlich zusammenbricht, und man steht da, realisierend, dass es an der Zeit ist, aufzuräumen. Tatsächlich war das Kartenhaus jedoch schon lange Zeit zuvor instabil, über Jahre hinweg. Es war mir nur nicht bewusst; ich hatte mit Mühe und Not versucht, es aufrechtzuerhalten.

Wie war es für Sie, den Schritt zu machen und Hilfe zu suchen? 

Es war ziemlich herausfordernd für mich, den Schritt zur Suche nach Hilfe zu machen, da die Situation bereits schwierig genug war. Nach dem Erstgespräch in einer anderen Praxis fühlte ich mich nicht besonders ermutigt, da ich den Eindruck hatte, dass die behandelnde Person, mit der ich sprach, meine Situation nicht vollständig verstanden hat. Sie erkannte zwar die Probleme an und empfahl eine Therapie, aber es schien, als ob sie sich nicht richtig in die Thematik einfühlen konnte. In der Folge habe ich versucht, so viele Praxen wie möglich anzuschreiben oder anzurufen, und landete auf zahlreichen Wartelisten, in Warteschleifen und sprach mit vielen Anrufbeantwortern. Es war für mich nur phasenweise durchführbar, so aktiv dran zu bleiben. 

Gab es Bedenken und Ängste, die Sie überwinden mussten, um diesen Schritt zu gehen?

Ja, zusätzlich gab es vor allem eine Sorge, die mit einem speziellen Gedankenmuster verbunden war. Es spielte immer der Gedanke eine Rolle, dass ich nie genug bin. Damit einher ging die Vorstellung, "eigentlich bin ich ja gar nicht krank genug". Ich konnte noch ziemlich viel bewältigen, und daher kam der Gedanke auf, dass ich Hilfe eigentlich nicht brauche. Es war eine konstante Herausforderung, mich diesem Gedanken entgegenzustellen und mir selbst zu versichern: "Nein, ich brauche gerade Hilfe, und das ist in Ordnung". An dieser Stelle möchte ich meinem Hausarzt großen Respekt zollen, dem ich meine Gedanken mitgeteilt habe. Er bestärkte mich in meinem Weg und sagte, dass ich die richtige Entscheidung treffe. 

Wie haben Ihre Freunde und Familie auf ihre Entscheidung reagiert?

Meine Freund*innen waren eine wichtige Unterstützung, indem sie mir immer wieder versicherten: "Du brauchst Hilfe, das ist in Ordnung!". In Bezug auf meine Familie habe ich nur teilweise Kontakt, und zu meiner Kernfamilie habe ich keinen Kontakt, aufgrund von Ereignissen aus meiner Kindheit. Aber die Familienmitglieder, die Bescheid wissen und mit denen ich Kontakt habe, haben positiv reagiert. Sie ermutigten mich und äußerten ihre Unterstützung, indem sie sagten: "Super, dass du diesen Schritt machst!". Interessanterweise erfuhr ich sogar von meiner Cousine, dass sie selbst bereits in Therapie war, es aber noch nicht gewagt hatte, darüber mit anderen Familienmitgliedern zu sprechen. Als sie hörte, dass ich ebenfalls therapeutische Hilfe suche, brach es förmlich aus ihr heraus. Ansonsten herrscht leider in meiner Familie eine gewisse Stigmatisierung gegenüber Therapie.

Wie haben Sie unsere Praxis gefunden und was hat Sie dazu bewogen, gerade zu uns zu kommen?

Tatsächlich erfuhr ich von einer Freundin, die ebenfalls in Therapie ist, dass sie eine Bekannte hat – also über drei Ecken – die gerade einen Therapieplatz in der Praxis Lübberding & Kollegen bekommen hatte. Diese Freundin berichtete, dass die Praxis nicht nur gute Unterstützung bietet, sondern auch beim Kostenerstattungsverfahren sehr hilfreich ist. Das weckte mein Interesse, da ich zu diesem Zeitpunkt bereits seit über einem halben Jahr auf der Suche war. Also entschied ich mich dazu, einfach eine E-Mail zu schreiben. Die Antwort war erstaunlich schnell und positiv: "Kein Problem, wir haben freie Plätze! Hier sind die erforderlichen Unterlagen, melden Sie sich, wenn Sie weitere Informationen benötigen." Ich war beeindruckt von der prompten und freundlichen Reaktion, die ich bisher noch nicht erlebt hatte. Das hat mich wirklich gefreut, und mit den bereits vorhandenen Unterlagen begab ich mich dann zu meinem Hausarzt. Da ich meine Suche sehr gründlich dokumentiert hatte, musste ich nicht mehr so viele Informationen zusammentragen.

Wie haben Sie sich gefühlt, als sie das erste Mal hier waren? Gab es etwas, das Ihnen besonders aufgefallen ist?

Die ersten Eindrücke waren sehr aufregend. Ich erinnere mich daran, wie nervös ich war – mein Herz pochte, ich schwitzte und mein Gesicht fühlte sich an, als würde es glühen. Es war eine Mischung aus dem inneren Kritiker, der mir einzureden versuchte, dass ich nicht wirklich Hilfe brauche und nicht krank genug sei. Auf der anderen Seite spürte ich jedoch auch die Vorfreude und das Gefühl, dass endlich etwas passiert, dass ich den richtigen Schritt mache. Meine Gefühlslage bewegte sich irgendwo zwischen diesen beiden Extremen. Die erste Sitzung war sehr bewegend. Obwohl sie nur 50 Minuten dauerte, brachte sie bereits viel für mich. Wir gingen grundlegende Themen durch und betrachteten einen Teil meines Lebenslaufes. Dabei stießen wir bereits auf Punkte, an denen festgestellt wurde: "Gut, dass Sie hier sind, das notieren wir uns." Nach der Sitzung fühlte ich mich erstaunlich erleichtert und glücklich. Es hatte bereits viel in mir ausgelöst, und das, obwohl es erst die erste Sitzung war, in der wir uns eigentlich nur kennenlernen sollten. Ich fühlte mich aufgefangen, wirklich gesehen und ernst genommen, ohne dass meine Situation gleich bewertet wurde. Es war eine Atmosphäre des "Es ist in Ordnung, so wie es ist".

Wie war Ihr erster Eindruck von der Praxis?

Der erste Eindruck von der Praxis war für mich sehr wichtig, da ich mich in einer gemütlichen und angenehmen Umgebung wohler fühle. Die Sessel hier fand ich ziemlich gemütlich, und die Praxis war geschmackvoll dekoriert, ohne dabei überladen zu wirken. Die Atmosphäre war einladend, und insgesamt habe ich mich hier wohlgefühlt.

Können Sie beschreiben, wie Ihr Therapieprozess verlaufen ist?

Mein Therapieverlauf lässt sich gut mit einer Metapher beschreiben. Es fühlt sich manchmal so an, als hätte ich zuvor in einem Haus gewohnt, und im Keller waren viele Monster, die ich über Jahre eingesperrt hatte. Ich dachte, dass es Schaden anrichten würde, wenn ich sie freilasse. Der erste Schritt in der Therapie war, die Tür zu diesem Keller zu öffnen und zu schauen, wer da eigentlich lebt. Dies führte zunächst zu einem riesigen Chaos. Es begann also eine ziemlich intensive Phase, in der wir gemeinsam erkundeten, welche "Monster" dort herumtobten, was sie tun und woher sie kamen. Im Laufe der Zeit haben wir die Monster sortiert, und viele von ihnen haben jetzt eine neue, sinnvollere Funktion. Sie dürfen trotzdem so sein, wie sie sind. Die Situation klärt sich allmählich auf, und von dem anfänglichen Chaos wird es Schritt für Schritt ruhiger. Das Haus wurde vom Fundament aus neu aufgebaut.

Gab es bestimmte Momente oder Wendepunkte in Ihrer Therapie, die besonders bedeutsam für Sie waren?

In meiner Therapie gab es eine Unterbrechung, da ich auf Empfehlung in einer Tagesklinik aufgenommen wurde. Dies diente dazu, eine genauere Diagnose zu erstellen und aus meinen alltäglichen Strukturen herauszutreten. In der Tagesklinik erhielt ich einen strukturierten Tagesplan, der ebenfalls therapeutisch intensiv war. Dies war wie ein Pauseknopf und eher dazu gedacht, eine Auszeit zu nehmen. Danach begannen wir dann, das Geschehene zu sortieren. Für mich war dies ein passender Schritt und der richtige Weg. Wir entwickelten Strategien, um zu gucken, wie es weitergehen kann, was ich brauche, was mir wichtig ist und wo ich hinmöchte.

 

 

Wie haben Sie die Zusammenarbeit mit Ihrer Therapeutin erlebt?

Wir waren in vielen Belangen auf einer gemeinsamen Wellenlänge, insbesondere wenn es um die Anwendung von Metaphern geht. Die Fähigkeit, bildhafte Ausdrucksweisen zu nutzen, ist ja schon individuell. Wir haben von Anfang an eine harmonische Verbindung zueinander gehabt, die uns ermöglicht hat, effektiv zusammenzuarbeiten. Unsere Beziehung war geprägt von Vertrauen, wobei darauf geachtet wurde, eine professionelle Distanz und den therapeutischen Kontext zu wahren. Jede Therapiesitzung stellte für mich eine Zeit dar, in der ich mich wohl fühle und die Möglichkeit habe, alles zu besprechen und abzuladen. Nach jeder Sitzung erlebte ich eine positive Veränderung. Auch wenn die Welt zuvor herausfordernd erschien, scheint sie im Anschluss zumindest ein wenig weniger belastend zu sein.


 Welche Veränderungen haben Sie an sich selbst wahrgenommen, seit Sie in Therapie sind?

Ich habe mich erheblich mit sozialen Ängsten auseinandergesetzt, und diese sind merklich zurückgegangen. Die übermäßige Nervosität und das starke Schwitzen vor neuen Situationen, wie es hier der Fall wäre, sind deutlich weniger geworden. Früher hätte ich den gesamten Morgen über äußerst aufgeregt und nervös sein können, während es jetzt nur noch die Stunde davor ist. Ich bin inzwischen weitaus wohlwollender mit mir selbst. Viele meiner Perspektiven haben sich verändert – weniger negativ, selbstzerstörerisch oder kritisch. Obwohl solche Gedanken nach wie vor existieren, kann ich nun besser mit ihnen umgehen. Ich akzeptiere sie anders und sage mir: „Ja, das darf jetzt da sein“. Der innere Kritiker erscheint nun eher wie ein trauriges Wesen, das eigentlich nur Liebe verdient. Die Blickwinkel haben sich verändert.

Gab es Herausforderungen oder Schwierigkeiten während des Prozesses und wie sind Sie damit umgegangen? Welche Rolle spielte die Therapie bei diesen Veränderungen?

In meiner therapeutischen Reise gab es herausfordernde Momente, bei denen mein wichtigstes Werkzeug darin bestand, mir bewusst zu machen, dass ich in Sicherheit bin und dass im therapeutischen Kontext nichts Schlimmes geschehen wird. Es war wichtig für mich, dass ich über Aussagen in der Therapie kritisch nachdenken darf und immer über alles sprechen kann. Ich teilte ihr offen mit, wenn ich etwas als störend empfand. Ein Beispiel hierfür war der Vorschlag zur Tagesklinik, der früh genannt wurde. Anfangs reagierte ich abweisend und dachte, das sei überdramatisch. Nachdem ich jedoch darüber nachgedacht und mir erlaubt hatte, diese Gefühle zuzulassen, erkannte ich, dass ich diese Unterstützung brauchte. Es half ungemein, dass betont wurde, dass Entscheidungen ausschließlich für mich getroffen werden, und dass ich jederzeit die Möglichkeit habe, abzubrechen und zu gehen, wenn ich merke, dass es nicht das Richtige für mich ist. Das Feedback meiner Therapeutin, dass alle Gefühle ihren Platz haben dürfen und ihre biographischen Gründe haben, half mir, diese stärker zu akzeptieren. 

Was möchten Sie anderen Menschen, die ähnliche Schwierigkeiten erleben, mit auf den Weg geben?

Therapie ist von unschätzbarem Wert. Jeder, der darüber nachdenkt, sollte es in Betracht ziehen und hat es verdient, diese unterstützende Erfahrung zu machen. Mein Ratschlag an jeden wäre, es einfach auszuprobieren. Es hat das Potenzial, viel zu verändern, auch wenn es zu Beginn als Herausforderung erscheint. Es lohnt sich, dranzubleiben und weiterzumachen. Darüber hinaus ist es wichtig, Unterstützung zu suchen – sei es von Freunden, Familie oder jeder anderen Person, die in Frage kommt.

Gibt es etwas, das Sie aus heutiger Sicht anders machen würden?

Das ist schwierig zu beurteilen, da ich damals über ein anderes Wissen verfügte als heute. Jetzt kenne ich mehr Möglichkeiten, um Hilfe bei Anlaufstellen zu suchen, die mir damals einfach nicht bekannt waren. Aus heutiger Sicht hätte ich mich früher an solche Anlaufstellen wenden können, aber ich kannte sie damals eben nicht. 

Im Rückblick denke ich, dass ich mir vieles im Prozess einfacher hätte machen können, wenn ich nicht so darauf bestanden hätte, dass alles perfekt sein und den Normen entsprechen muss. Ein paar leichtere Gedanken und Tränen, die ich weniger hart bewertet hätte, hätten da wahrscheinlich den Weg für mich erleichtert.

Welche Tipps oder Ratschläge haben sich für Sie als besonders wertvoll erwiesen?

Eine wirklich gute Frage. Der wertvollste Ratschlag, den ich erhalten habe und der sich ausgezahlt hat, lautet: Dranbleiben! So schwierig es auch sein mag. Ich glaube, es gibt keinen Zaubertrick, keinen einzelnen Ratschlag, der alles einfacher macht. Der Weg ist mühsam. Und von entscheidender Bedeutung ist es, auf das Bauchgefühl zu hören. Die Frage dabei ist: Fühle ich mich wirklich wohl hier? Kann ich mich öffnen, sodass es mir auch tatsächlich etwas bringt?

Wie sehen Ihre Pläne für die Zukunft aus? Gibt es Ziele oder Träume, die Sie nun verfolgen möchten?

Mein vorrangiges Ziel besteht darin, mich von festen Plänen zu lösen. Mir wurde immer vorgelebt, dass es bestimmte grundlegende Schritte im Leben gibt oder Ziele, die jeder erreichen muss. Ich habe versucht, mich an bestimmten Zielen entlangzuhangeln, die vielleicht schon von Anfang an nicht zu mir passten! Jetzt versuche ich, mich von diesen Vorstellungen zu befreien und mehr danach zu gehen, was sich für mich persönlich gut anfühlt.

Was nehmen Sie aus der Therapie für Ihr weiteres Leben mit?

"Es ist einfach okay. Es muss nicht gut sein, nicht schlecht – es ist okay." Die Fähigkeit, viele Dinge einfach anzunehmen, ohne zu werten oder vorschnelle Urteile zu fällen, ermöglicht es mir, Raum für neue Entscheidungen zu schaffen.